Über mich:

Kurzvita:

1992 → 2021 Ausstellungsbeteiligungen und Einzelausstellungen u.a. in Berlin, Bielefeld, Dresden, Karlsruhe, München, Sevilla / Spanien und Zürich / Schweiz.

20022021 Dozent für Malerei und künstlerische Ausdrucksform in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen in Berlin

2007 – 2014 im Programm der Galerie Abakus / Berlin.

1990 – 2005 Bühnenbilder für Theaterproduktionen in Berlin, Bremen und Hamburg.

1985 – 89 Bühnen- und Kostümbildstudium an der Kunsthochschule „Mozarteum“ in Salzburg, Magisterarbeit über die Oper „King Lear“ von Aribert Reimann.

Matthias Rühl (*1964) lebt und arbeitet seit 1989 in Berlin. Er ist Mitglied in der VG Bildkunst und dem Berufsverband Bildender Künstler Berlin.

„Ich male Bilder,

weil ich die Orte liebe, an die sie mich bringen, und ich liebe es, unterwegs etwas über die Welt und mich selbst zu lernen“… Aus dieser Perspektive ist „Kunst die Seele der Gesellschaft“.

Meine Arbeiten erinnern zunächst an Farbfeldmalerei, gewinnen aber bei näherer Betrachtung eine zusätzliche Dimension. Ich komponiere in unzähligen, Hauch dünnen Malschichten, einen Farbrytmus für jede Farbfläche und positioniert diese zueinander.

Die Motivation der eingesetzten bildnerischen Mittel ist verwandt mit dem Aspekt „der endgültigen Verzerrung der Natur“ (Thomas Bernhard). Die Radikalität mit der dieses bildnerische Konzept umsetzt wird, treibt mich zu „unordentlichen Formu­lierungen“, die ich Konstellationen nenne. Diese Formulierungen erscheinen bei näherer Betrachtung als präzise Handschrift, die schnörkellos sich mit dem Wesentlichen begnügt.

 

Wachsmaterie

Die Biene kennt sowohl das kristalline geometrische Prinzip, als auch das wärme­hafte, runde Prinzip. Spontane und instinktive Verhaltensweisen, die eher ungenau, chaotischen ja gerade ­zu anarchischen Charakter zeigen, stehen streng hierarch­ischen Strukturen gegenüber. Wachs verkörpert in seinen Befindlichkeiten von flüssig und kristallin den Fluss des Wechsels, die stetige Veränderung. Aus einem anfänglich labyrinthischen Weg entstehen „Konstellationen“ von Fotografien und Malerei auf der Leinwand.

Die Fotografie hält einen Augenblick optisch fest. Dieser Versuch die Zeit zu konser­vieren, einen Stillstand im Fluss zu erreichen, um diesen Zeitpunkt später repro­duzieren zu können, in den neuen Zeitverlauf einzukopieren, ist ein Streben nach Konstanz. Es herrscht ein gleichberechtigtes Neben- und Übereinander des festgehaltenen Augenblickes und der Malerei, deren Wachsspur und Fluss veränderbar bleibt.

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Hart und starr umspült den Fluss

Die Bilder und Installationen von Matthias Rühl bestehen zum größten Teil aus reinem, Natur belassenem Bienenwachs. Dieses Material unterstützt den Objekt­charakter, das „Dinghafte“ seiner Arbeiten. Der Künstler definiert die Wachsflächen „als Membrane, als dünne Häutchen oder Blättchen zur Übertragung von Schwing­ungen, die für äußere und innere Impulse em­pfänglich sind.“

Dieses collagenhafte Zusammenführen von Fotografien, digital animiertem Bild­material und Malerei auf der Leinwand erzeugt ein Spannungsfeld. Zwischen den beiden Polen Konstanz und Veränderung. In der Konstanz wird das Visuelle wird zum Instrument des Virtuellen, d.h. des Gedächtnisses. In der Veränderung, dem Fluss des Wechsels, entstehen Dialoge zwischen dem Betrachter und dem Kunstwerk. A.Kohler / Berlin.

Spannungsfelder

Bienenwachs ist für Matthias Rühl das Medium, das heißt sein Pseudonym für den Fluss des Lebens. Auf seinen großformatigen Bildobjekten scheint das großzügig aufgetragene, zum Teil farbig pigmentierte Material in stetiger Bewegung zu sein. Die Betrachtung der Werke aus einiger Distanz vermittelt hingegen Ruhe, Geschlossenheit und Kontemplation.

In neuester Zeit hat Matthias Rühl seine Palette um einige Bestandteile erweitert und unternimmt Ausflüge ins Medium Film beziehungsweise bewegte Bilder. Doch er lässt uns weiterhin das Material Wachs in allen Facetten erfahren und rechnet im Beuys­schen Sinne mit einer Energieübertragung. Diese Auffassung der Leitfähigkeit hat er bereits 1998 in einem Hamburger Theater als Konzept seiner Bühnen­gestaltung verwendet.

Matthias Rühl pendelt mit seiner Arbeit zwischen zwei Polen. Er beschäftigt sich neben der Malerei mit Fotografie und baut in die Wachs­bilder antipodisch Farb­drucke mit ein. Er bezeichnet diese Drucke und Fotos als eingefrorene Momente. In seinen Rauminstallationen finden sich am Computer kom­po­nierte Bilder oder Filmsequenzen im Dialog mit Wachselementen. Dadurch entsteht eine Spannung, die unsere ambivalente Situation zwischen Natur und neuen Technologien sehr eindringlich zeigt. A. Kohler/Berlin